Dienstag, 30. August 2011

HENRI CHOPIN UND DIE REVUE OU – Nachkriegsavantgarde zwischen Lautpoesie, Lettrismus und konkreter Kunst

Marc Matter

Das internationale (Medien-) Kunstprojekt “Revue OU” wird zwischen 1964 und 1974 in Form eines Periodikums mit Schallplatte vom französischen Künstler, Lautpoeten und Publizisten Henri Chopin (1922–2008) als Nachfolge des experimentellen Poesie-Magazins “Cinquième saison” herausgegeben. In diesen “multimedialen” Kompendien bündeln sich Impulse des Lettrismus* und der Konkreten Kunst der 1950er Jahre zu einer einflussreichen, aber bisher wenig aufgearbeiteten Avantgardebewegung.

Die “Revue OU” bildet einen subversiven Knotenpunkt der Nachkriegs-Avantgarde, welche in verschiedenen Medien (Zeitschrift, Poster, Schallplatte), mit eigenwilligen Techniken (wie Montage, Collage und Cut-up) und durch die Abkehr von Narration und Sinnkonstruktion eine eigene Sprache der Abstraktion und Dekonstruktion entwickelt. Die “Revue OU” mit der jeweils beiliegenden Schallplatte wird gleichsam zur Anthologie der zu dieser Zeit erstarkenden “Poésie sonore” (zu deutsch “Lautpoesie” oder “Klangpoesie”), welche sich explizit auf die Lautgedichte des Dada (von Ball, Hausmann, Schwitters) bezieht. Die Ausgaben enthalten Beiträge von Bernhard Heidsieck, Paul de Vree, Sten Hanson, Ake Hodell, Hugh Davies, Bob Cobbing, François Dufrêne, John Cage, Tom Phillips, Michel Seuphor, Ben Vautier, Jiří Kolář, William S. Burroughs, Brion Gysin, Annea Lockwood und anderen.

In seinem Vortrag mit Ton- und Bildbeispielen zeigt Marc Matter einige charakteristische visuelle und akustische Beispiele aus der “Revue OU”, sowie weitere Arbeiten von Henri Chopin (visuelle Poesie und Lautpoesie, Zeichnung, Typografie).

Marc Matter ist Teil des Künstlerkollektivs Institut für Feinmotorik und wohnt in Köln.

* Der Lettrismus, 1945 von Isidore Isou in Paris begründet, machte es sich zur Aufgabe – inspiriert durch Dadaismus und Surrealismus – Sprache als Sinnzusammenhang zu dekonstruieren, und stattdessen Buchstaben und Sprache als sinnfreie Elemente zu etablieren.

- - -
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe “Forum für Kunst- und Kulturwissenschaften” am Corner College Zürich, unter der Leitung von Michael Hiltbrunner.
- - -


Dienstag, 28. April 2009
CORNER COLLEGE
Perla-Mode
Langstrasse 84 / Brauerstrasse 37
CH–8004 Zürich
Dauer: 19 bis 21 Uhr
- - -
 

 Abbildung: Henri Chopin: WHY

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen